Futtermittelzusätze für die Gelenkgesundheit beim Hund – was lohnt sich?

Arthrose, Hüftdysplasie oder Ellbogengelenksprobleme – Gelenkerkrankungen gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Einschränkungen beim Hund. Auch in unserer Praxis für Hundephysiotherapie in Bayern begegnen wir ihnen täglich. Dass die Ernährung auch bei unserem Vierbeiner einen großen Einfluss auf die Gelenkgesundheit hat, ist den meisten Menschen klar.
Viele Halterinnen und Halter fragen sich daher nicht umsonst: Kann ich durch die richtige Fütterung oder durch Zusätze im Hundefutter die Gelenkgesundheit meines Hundes unterstützen?
Unsere Antwort: Ja – aber nicht alles, was die Werbung verspricht, hält wissenschaftlich auch stand. In diesem Artikel verraten wir Ihnen, welche Nährstoffe und Ergänzungen für Hunde wirklich hilfreich sind – und wie sie sich sinnvoll in eine physiotherapeutische Behandlung integrieren lassen.

Entzündungen hemmen und Knorpel aufbauen: Was leisten Futterergänzungen für Tiere?

 Wenn Hunde Gelenkprobleme entwickeln, zielen Nahrungsergänzungen auf zwei Hauptmechanismen ab:

  • den Knorpelschutz und -aufbau (chondroprotektiv)
  • die Entzündungshemmung und Schmerzlinderung (antiinflammatorisch, analgetisch)

Beide Strategien sind wichtig – aber sie wirken unterschiedlich im Krankheitsgeschehen.

Knorpelaufbauende (chondroprotektive) Zusätze

Diese Stoffe zielen auf die Regeneration und Stabilisierung des Gelenkknorpels ab. Sie wirken nicht sofort, sondern über Wochen bis Monate – und sind besonders in frühen bis mittleren Stadien von Arthrosen, bei HD oder OCD sinnvoll.

Wichtige Vertreter:

  • Glucosamin & Chondroitinsulfat
  • Kollagenhydrolysat
  • Hyaluronsäure

Entzündungshemmende und schmerzlindernde Zusätze

Diese Wirkstoffe setzen früher an der Symptomatik an: Sie reduzieren Entzündungsprozesse, mindern Schwellungen und lindern Schmerzen – bauen aber keinen Knorpel auf. Ideal in akuten Phasen oder bei fortgeschrittener Arthrose.

Wichtige Vertreter:

  • Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA)
  • Grünlippmuschel
  • Kurkuma/Curcumin

Merken Sie sich: Diese Zusätze lindern akute Beschwerden und verbessern das Wohlbefinden – ersetzen aber keine langfristige Knorpeltherapie.

Gelenkbausteine Glucosamin & Chondroitin – die Klassiker unter den Ergänzungsmitteln

Vielleicht haben Sie bereits davon gehört: Chondroitin und Glucosamin sind wichtige Bausteine des Gelenkknorpels. Der Umkehrschluss: Wenn Sie diese in die Fütterung Ihres Hundes integrieren, unterstützen Sie damit automatisch die Gelenkgesundheit. Oder..?
Schauen wir uns einmal die Studienlage zu Glucosamin und Chondroitin in der Tiermedizin an: Tatsächlich gibt es einige Studien, die deren Wirksamkeit auf die Gelenkgesundheit bestätigen. So soll sich eine ausreichende (!), regelmäßige, langfristige Verabreichung sowohl auf die Beweglichkeit der Gelenke als auch auf die Schmerzreduktion auswirken.
Daher lässt sich allgemein sagen: Hunde können von Nahrungsergänzungsmitteln mit Chondroitin und Glucosamin profitieren. Dies gilt insbesondere (aber nicht nur)

  • für Hunde mit Arthrose,
  • ältere Hunde
  • und Rassen, die zu Erkrankungen der Gelenke neigen.

Nicht zuletzt seien hier auch solche Hunde erwähnt, die aufgrund anderer Faktoren wie Übergewicht oder sportlicher Nutzung sowie Arbeitshunde zu stärkerem Verschleiß der Gelenke neigen.
Gut zu wissen: Die beiden Gelenkbestandteile Chondroitin und Glucosamin bieten viele Hersteller als praktische Kombipräparate an. Sie lassen sich aufgrund ihrer Wirkweisen vorbeugend oder bei bereits bestehenden Beschwerden einsetzen. Allerdings dauert es manchmal Wochen bis Monate, bis die gewünschte Wirkung sichtbar ist. Haben Sie daher Geduld, wenn Sie auf Futterergänzungen für die Gelenke des Hundes setzen möchten.

Entzündungshemmer für die Gelenkgesundheit des Hundes: Omega-3-Fettsäuren (EPA & DHA)

Nicht nur wir Menschen profitieren von gesunden Fettsäuren. Auch unseren Vierbeinern (und deren Gelenken) tun diese wertvollen Fettsäuren, die etwa in Fischöl oder Algen enthalten sind, gut. Denn sie wirken nachweislich entzündungshemmend. Und das spielt in vielen Bereichen des Organismus eine bedeutende Rolle – auch für die Gelenkgesundheit Ihres Hundes.
In Studien wurde insbesondere bei Hunden mit Arthrose und damit einhergehenden Beschwerden eine signifikante Verbesserung der Symptomatik beobachtet. Sie zeigten weniger Anzeichen für Schmerz und eine bessere Beweglichkeit durch die Gabe von Omega-3, einer wichtigen essentiellen Fettsäure.
Schon gewusst: Das „essentiell“ in „essentielle Fettsäuren“ bedeutet, dass der Organismus dieses nicht selbst herstellen kann. Ihr Hund ist also darauf angewiesen, dass dieses über die Fütterung zugeführt wird. Enthalten ist es in größeren Mengen in hochwertigen Fischölen (etwa Lachsöl), Leinöl oder Algenöl. Wichtig ist, ein hochwertiges Öl zu verwenden. Idealerweise entscheiden Sie sich für zertifiziertes Bio-Öl und brauchen dieses innerhalb weniger Wochen auf, damit es nicht zur Oxidation kommt. Sauerstoff und die damit einhergehende Oxidation des Öls sorgt nicht nur für einen ranzigen Geschmack, sondern kann auch dessen Wirksamkeit vermindern.

Praxisrelevanz: Die Gabe von essentiellen Fettsäuren und eine individuell angepasste Physiotherapie ist eine besonders starke Kombination für Ihren Hund: Entzündungen lassen sich reduzieren, die Beweglichkeit verbessern und die Symptomatik von Gelenkerkrankungen lindern. Sie möchten es mit ihrem Hund selbst erleben? Dann freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme!

Praxis für Tierphysiotherapie Übungsraum

Gelenkgesundheit dank Grünlippmuschel (Perna canaliculus)?

Wer sich für Futterergänzungsmittel für Haustiere interessiert, kommt am Trendprodukt Grünlippmuschel kaum vorbei.
Dieses beliebte Ergänzungsmittel für Hunde mit Gelenkproblemen enthält als wirksamen Bestandteil Glycosaminglykane.

Dabei handelt es sich um einen Bestandteil des Bindegewebes, der große Mengen Flüssigkeit binden kann. Dies wiederum soll die Stoßdämpfung zwischen den Gelenkenden unterstützen.
In Studien wurde damit eine Verbesserung von Arthrose-Symptomen bei Hunden erreicht. Die Effekte scheinen jedoch nicht so signifikant zu sein wie bei Nahrungsergänzungen mit reinem Glucosamin oder Omega-3.

Praxisrelevanz: Lohnt es sich nun, auf Grünnlippmuschel als Futterergänzung für den Hund zu setzen?
Als alleinige Therapie ist Grünlippmuschel, wie in Canosan, für den Hund sicherlich nicht ausreichend. Vielmehr sollte es als Zusatz angesehen werden. Kombiniert mit anderen cleveren Ergänzungsmitteln, Bewegung und einer gut geplanten Physiotherapie ist es aber sicherlich ein Baustein für ein vitaleres Hundeleben.
Aber Achtung: Gerade bei beliebten Nahrungsergänzungsmitteln wie Grünlippmuschel gibt es große Unterschiede auf dem Markt, was deren Qualität betrifft. Achten Sie daher auf die genaue Zusammensetzung, unnötige Zusatzstoffe und die enthaltene Konzentration des Wirkstoffes.

Pflanzenpower für die Hunde-Gelenke: Was kann Kurkuma (Curcumin)?

Wenn Sie sich für pflanzliche Futterergänzungen für den Hund interessieren, könnte Kurkuma spannend für Sie sein. Dieser natürlich vorkommende Entzündungshemmer erfreut sich immer größer werdender Popularität.
Die Studienlagen explizit bei Hunden sind noch abzuwarten, jedoch gibt es einige allgemeinere Studien, die eine entzündungshemmende Wirksamkeit belegen. Verantwortlich dafür ist das in Kurkuma enthaltene Curcumin.
Insbesondere bei chronischen Gelenkerkrankungen des Hundes ist davon auszugehen, dass Kurkuma-Präparate positive Effekte zeigen könnten.
Praxisrelevanz: Potenziell ist Kurkuma für Hunde also durchaus interessant. Dies gilt vor allem, wenn es in Kombipräparaten zusammen mit anderen sinnvollen Nahrungsergänzungen für Hunde vorkommt.
Tipp: Die Bioverfügbarkeit von Curcumin, also die Fähigkeit des Körpers, den Wirkstoff zu nutzen, ist beim Hund vermutlich eher gering. Diese lässt sich allerdings verbessern, wenn Kurkuma gemeinsam mit Piperin aus schwarzem Pfeffer kombiniert wird. Da Hunde jedoch Pfeffer in gewöhnlichen Mengen nicht aufnehmen sollten, wäre dies ein Fall, den Hundehalterinnen und Halter mit einem erfahrenen Futterberater für Tiere besprechen sollten.

Kollagen & Hyaluronsäure für den Hund

Wenn Sie die Gesundheit von Gelenkknorpel und Gelenkschmiere Ihres Hundes unterstützen möchten, sollten Sie auch über eine zusätzliche Gabe von Hyaluronsäure und Kollagen nachdenken. Hyaluronsäure ist ein natürlicher Bestandteil der Gelenkflüssigkeit (Synovia) und sorgt dort für Schmierung und Stoßdämpfung. Bei Gelenkerkrankungen sinkt die Qualität der Synovia – Supplemente können hier ansetzen.

Die Studienlage: Erste Studien bei Hunden zeigen, dass oral verabreichte Hyaluronsäure die Beweglichkeit verbessert und Schmerzen reduziert, vor allem in Kombination mit anderen Gelenknährstoffen. Kollagenhydrolysat verbesserte in mehreren Studien bei Hunden mit Arthrose die Beweglichkeit und reduzierte damit einhergehende Lahmheiten.
Die Praxisrelevanz von Kollagen und Hyaluronsäure: Beide können bei (vor allem älteren oder vorbelasteten) Hunden durchaus sinnvoll sein, besonders in Kombination mit Physiotherapie und Bewegungstraining.

Für einen ganzheitlichen Plan, der Ihrem Hund zu mehr Bewegungsfreude und weniger Schmerz verhilft, melden Sie sich doch einmal in unseren Praxen für Hunde-Physiotherapie in Kolbermoor oder Aschau im Chiemgau. Wir vereinbaren gerne einen Termin mit Ihnen, um Ihren Hund kennenzulernen und Ihnen zu erklären, was wir konkret für diesen tun können.

Zusätze mit schwacher Studienlage

Weitere Nahrungsergänzungsmittel für Hunde wie MSM (Methylsulfonylmethan) oder Teufelskralle werden häufig erwähnt, wenn es um Gelenkzusätze für Tiere geht.
Einzelne positive Studien beim Menschen können diese durchaus verzeichnen. Wie genau die Lage für Hunde aussieht, bleibt jedoch noch abzuwarten, da es bisher kaum belastbare Daten hierzu gibt. Nachgesagt wird Teufelskralle eine entzündungshemmende Wirkung beim Mensch. Bei Hunden sind aktuell noch keine ausreichenden Studien verfügbar.
Praxisrelevanz: Diese Zusätze können unterstützend wirken, ersetzen aber keine nachgewiesenen Substanzen wie Omega-3 oder Glucosamin und keine tierärztliche oder tierphysiologische Behandlung und Therapie.

Für Ausbildungsinteressierte: die Hunde-Physiotherapie-Ausbildung

Das Wissen um Nährstoffe ist für Tierphysiotherapeuten ein wertvolles Zusatzwerkzeug. Denn die beste Therapie wirkt nachhaltiger, wenn auch die Fütterung stimmt. Mit der zertifizierten Ausbildung zum Hundephysiotherapeuten nach Sabine Hárrer sind Sie in der Lage, physiotherapeutische Techniken und Fütterung zu einem ganzheitlichen Konzept zu verbinden. Besuchen Sie jetzt unsere Ausbildungsseite und erfahren Sie mehr!

Gelenkgesundheit Ihres Hundes unterstützen? Jetzt aktiv werden!
• Sind Sie Hundebesitzer/in und möchten wissen, wie Sie eine sinnvolle Physiotherapie mit cleveren Futterzusätzen verbinden? Vereinbaren Sie gerne einen Termin in unserer Praxis.
• Interessieren Sie sich für eine Ausbildung in der Tierphysiotherapie? Wir geben Ihnen gerne Einblicke, wie breit das Berufsfeld ist – von Physiotherapie bis Ernährungsberatung.
Hier Kontakt aufnehmen – wir freuen uns auf Sie und Ihren Hund!

Wissenschaftliche Quellen (Auswahl) für Interessiere:
1. McCarthy G, et al. (2007). Randomised double-blind, positive-controlled trial to assess the efficacy of glucosamine/chondroitin sulfate in dogs with osteoarthritis. J Small Anim Pract. PubMed ID: 17472491
2. Roush JK, et al. (2010). Evaluation of the effects of dietary omega-3 fatty acids on clinical signs of osteoarthritis in dogs. J Am Vet Med Assoc. PubMed ID: 20357179
3. Bierer TL, Bui LM. (2002). Improvement of arthritic signs in dogs fed green-lipped mussel (Perna canaliculus). J Nutr. PubMed ID: 11989842
4. Gupta RC, et al. (2012). Clinical effects of hydrolyzed collagen in dogs with osteoarthritis. Vet Ther. PubMed ID: 22398023
5. Chainani-Wu N. (2003). Safety and anti-inflammatory activity of curcumin: A review. J Altern Complement Med. PubMed ID: 12676044

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